1976 war für mich ein einschneidender Wendepunkt: Ich wurde geboren. Zum Glück begann das Leben mit einem Licht am Ende des Tunnels.
Doch gleich danach kam die Diagnose: Ich war manisch-kreativ. Während meiner Kindheit in Bonn durchlebte ich erste Schübe (womöglich schon im Mutterleib; Werke aus dieser Schaffensphase gelten jedoch als verschollen). Mit fünf Jahren trat ich einer Theatergruppe bei, ein Jahr später begann ich meinen ersten Roman. Nachdem ich mich außerdem als Comiczeichner, Bastler und Erfinder versucht hatte, beschloss ich, erst einmal zur Schule zu gehen. Es half nichts. Ich wurde rückfällig, nahm Hörspiele auf, gründete eine Band, schrieb Songs und drehte mit Freunden Sketche. Mitte der Neunziger Jahre riet man mir zu einer umfassenden Therapie, die mich ein für allemal von meiner Kreativität heilen sollte: einem Studium der Germanistik und Philosophie!
Anfangs erschien mir dieses Vorgehen zu radikal, darum nahm ich die Therapie nicht sonderlich ernst. Ich rappte nebenbei, schrieb Drehbücher, drehte Filme und machte Radio. Doch irgendwann wurde mir klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Also ging ich nach Stuttgart, um mich an der Medienhochschule einer Spezialbehandlung für Manisch-Kreative zu unterziehen. Doch es kam anders …
Durch einen Zufall sah ich im Oktober 2006 meinen ersten Poetry Slam. Das Unerwartete geschah: Da waren Menschen, denen es ebenso ging wie mir! Menschen, die ähnlich fühlten und ähnliche Probleme hatten! Sie zeigten mir, dass ich nicht krank war, sondern bloß anders. Sie gaben mir eine Bühne, auf der ich mich ausleben konnte. Hier konnte ich alles sein, was ich wollte: Autor, Darsteller und Regisseur in einem.
Lange habe ich vergeblich versucht, mir eine bürgerliche Existenz aufzubauen. Doch inzwischen habe ich gelernt, zu meinem Anderssein zu stehen. Seit einigen Jahren kann ich nun von meiner manischen Kreativität leben. Darum gibt es eins, das ich all den Manisch-Kreativen sagen möchte: Gebt nicht auf – Ihr seid auf dem richtigen Weg!